Heinrich Schwarz
Leben und Wirken
Die frühen Jahre
Als Heinrich Schwarz 1903 in Berlin zur Welt kam, war das alte Europa noch in seiner vollen Pracht: Jahrhundertealte Dynastien herrschten in vielen Staaten, und trotz aufkeimender Krisen im Balkan und Nordafrika erlebte Deutschland eine Zeit des Friedens und des Aufschwungs, die seit dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1871 anhielt.
Doch binnen zwanzig Jahren sollte sich das Blatt wenden: Der Erste Weltkrieg markierte eine tiefgreifende Zäsur für Europa, gefolgt von der verheerenden Spanischen Grippe im Jahr 1918, die Millionen weitere Opfer forderte. Die alten Ordnungen wurden hinweggefegt, ohne dass eine neue stabile Struktur an ihre Stelle trat. Die deutsche Gesellschaft rang orientierungslos mit den Folgen des Versailler Vertrags, Massenarbeitslosigkeit und Hyperinflation.
In dieser Zeit des Umbruchs begann Heinrich Schwarz, sich künstlerisch zu entfalten. Bereits mit 17 Jahren stellte er in Berlin seine ersten Gemälde aus und nahm nach dem Abitur ein Kunststudium auf, das er jedoch 1923 auf Wunsch seines Vaters für ein Jurastudium in Jena unterbrach. Trotzdem ließ sein künstlerischer Ehrgeiz nicht nach, und so wurde er 1924 Vorstandsmitglied der „Juryfreien“, wo er mit namhaften Künstlern wie Kollwitz und Kandinsky in Kontakt kam.
Kulturwiderstand
Im Jahr 1934 trat Heinrich Schwarz eine Stelle im Reichsbildungsministerium an, doch statt der nationalsozialistischen Gleichschaltung der Kunst Vorschub zu leisten, nutzte er seine Position, um verfemte Künstler zu schützen. Sein Engagement für „entartete“ Kunst führte 1937 zu seiner Entfernung vom Dienstposten. In diesem Jahr trat Schwarz der SS bei, ein Schritt, der als taktische Anpassung zu verstehen ist, um im nationalsozialistischen System zu überleben.
Abordnung in die Niederlande
1940 wurde Schwarz in die NSDAP aufgenommen und in die Niederlande abgeordnet, wo er sich um die Entflechtung von Schule und Kirche kümmerte. Trotz seiner Rolle gelang es ihm, die Belange der niederländischen Bevölkerung zu berücksichtigen, was ihm nach dem Krieg eine vollständige Entlastung im Rahmen der Entnazifizierung einbrachte.
Kriegsende und Neuanfang
Das Kriegsende fand Schwarz in amerikanischer Gefangenschaft, wo er von dem tragischen Tod seiner Frau erfuhr. Nach seiner Genesung von einer schweren Tuberkulose und der Wiederverheiratung zog er mit seiner neuen Familie nach Wildeshausen. Obwohl ihm 1948 eine Professur an der Berliner Kunsthochschule angeboten wurde, zwang ihn seine angeschlagene Gesundheit in den Ruhestand.